Mehr als nur Leistungsträger

Christopher und Sebastian Temp sind aus Handballteam des LTV nicht wegzudenken

Jürgen Schmidt

Letmathe Wie kann man eineiige Zwillinge, in diesem speziellen Fall die Handballer Christopher und Sebastian Temp, auseinanderhalten? Man könnte es sich einfach machen, denn beim Bezirksligisten Letmather TV trägt Christopher („Poffer“) die Rückennummer 7 und Sebastian („Seppel“) die 9.

Vater Jürgen, von 2012 bis 2014 als LTV-Abteilungsleiter engagiert, hat natürlich leichtes Spiel bei der Identifizierung. Er verpasst kein Heimspiel, steht hinter der Tribüne mit etlichen Ehemaligen zusammen und sagt: „Da hat jeder seinen Stammplatz.“ Wegen der Auslandsaufenthalte von Meinolf Schlotmann wurde er nach zuvor kommissarischer Leitung im März 2012 offiziell mit der Führung der Handballer betraut.

Die Laufbahn seiner Söhne begann beim TV Lössel, Michael Wetzel war ihr erster Trainer. Bald wurde beim jüngsten Nachwuchs aber die Personaldecke zu dünn. „Da kam nur der Wechsel zum LTV in Frage“, erläuterte der Vater. Sebastian Temp, den älteren der beiden Zwillinge, und seinen Bruder nahm Hans-Werner Knutzen unter seine Fittiche, und der ehemalige Jugendwart führte die beiden Talente zielsicher in den Seniorenbereich.

Eine Trainerlaufbahn ist nicht ausgeschlossen

„Wir haben ihm viel zu verdanken. Auch hat er mich ermuntert, in die Trainer-Laufbahn einzusteigen. Es war immer das Ziel beim LTV, mit lizenzierten Trainern die Ausbildungs-Qualität hochzuhalten“, erzählt Sebastian Temp, der als Ingenieur für Vertriebswesen arbeitet. Der C-Lizenz-Inhaber engagierte sich erstmals als 20-Jähriger und bis 2018 im Nachwuchsbereich. „Mit dieser Lizenz könnte ich bis Oberliga trainieren, aber jetzt habe ich noch sehr viel Spaß am aktiven Sport. Vielleicht später einmal, jedoch nicht in Doppelfunktion“, stellt er klar.

Von Verletzungen blieb der Kreisläufer allerdings nicht verschont. Ein Kahnbeinbruch (linkes Handgelenk), ein Bruch des rechten Mittelhandknochens und ein Nasenbeinbruch verursachten längere Zwangspausen. Diverse Muskelverletzungen spielten da nur eine untergeordnete Rolle. Nach den sportlichen Höhepunkten gefragt, steht für ihn der Landesliga-Aufstieg 2013 an erster Stelle. Am Pfingstsamstag besiegte der LTV den Hammer SC mit 35:25. „Wir haben diesen Gegner im letzten Spiel der Relegationsrunde weggeputzt. Die Humpferthalle war rappelvoll, das hat so richtig Bock gemacht. Auch die Benefiz-Spiele gegen TUSEM Essen und für den verstorbenen Peter Opene werden mir in guter Erinnerung bleiben,“ sagt Sebastian Temp. Mit dem LTV ist er dreimal aufgestiegen und dreimal abgestiegen – eine ausgeglichene Bilanz.

Auch Bruder Christopher, der als Prozess-Ingenieur im Maschinenwesen arbeitet, erinnert sich noch gerne an diese Zeit. „Die Aufstiegsfete bei Schulte-Ostfeld war der Hammer.“ Der LTV tanzte allerdings nur eine Saison in der neuen Spielklasse. So nahm der Rückraumschütze nach dem zweiten Landesliga-Abstieg die Chance wahr, in der Oberliga zu spielen. Bei der HSG Gevelsberg-Silschede war der Kampf um den Klassenerhalt unter der Regie von Trainer Hans-Peter Müller erfolgreich. „Unter ihm habe ich viel gelernt und mich in jeder Hinsicht weiter entwickelt. Nie aufgeben, das war das prägende Motto.“ Am 31. Oktober 2015 zog sich Christopher Temp im Spiel bei der Ahlener SG ohne Fremdeinwirkung einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Bei einem Spezialisten in Moers wurde er kurz vor Weihnachten operiert und feierte bereits nach Ostern sein Comeback.

Eine vierte Saison bei der HSG kam für ihn jedoch nicht in Frage. „Mir war der zeitliche Aufwand mit oftmals fünf Trainingseinheiten in der Woche am Ende zu hoch. Und mein Bruder hat einfach nicht locker gelassen, mit ihm zusammen wieder in Letmathe zu spielen“, begründete er die Rückkehr zum LTV, der unter der Leitung des von Günther Drechsel gerade den dritten und vorerst letzten Landesliga-Aufstieg perfekt gemacht hatte.

Am Sonnabend streifen sich die Letmather Handballer normalerweise ihr Trikot über, doch am vorletzten Samstag im Februar wurde wegen des Karnevals nicht gespielt. Die Zwillinge konnten dadurch ausgelassen und in großer Runde ihren 30. Geburtstag feiern. „Das war eine Riesenfete mit rund 100 Leuten, gerade noch rechtzeitig vor der Kontaktsperre“, erklärten beide. Denn vor der vom Verband verfügten Aussetzung des Spielbetriebes standen sie mit ihrer Mannschaft nur noch einmal gegen Wickede auf dem Parkett.

Dass es das letzte Saisonspiel sein würde, wollten sich die Temps nicht vorstellen. Wenn es irgendwann nach den Sommerferien weitergehen sollte, wollen sie die beiden wieder voll engagieren. „Handball in Letmathe ist nicht nur ein Hobby, sondern Leidenschaft. Unser Herz schlägt für den LTV. Wir wollen als Führungsspieler den Jugendlichen den Sprung in unseren Kader erleichtern“, sagen Christopher und Sebastian Temp.